Die Gemeinden des Landkreises Straubing-Bogen sind kaum mehr in der Lage weitere Flüchtlinge unterzubringen. Nachdem der Landkreis Straubing-Bogen seine Flüchtlingsquote bisher nicht erfüllt hat, müssen jedoch weitere Geflüchtete aufgenommen werden und dies, obwohl die Bevölkerung damit nicht einverstanden ist.
Überall regt sich gegen Flüchtlingsunterkünfte Protest. Es fehlt an geeigneten Objekten für eine adäquate Unterbringung, teils bleibt nur die Errichtung von Containersiedlungen, wie derzeit in Geiselhöring beabsichtigt.
Die Proteste richten sich oftmals gerade gegen eine völlig ungeeignete Unterbringung auf ungeeigneten Grundstücken mit umgebender Wohnbebauung und wenig Bewegungsmöglichkeiten.
Dass es weder für die Gemeinden noch für die oft traumatisierten Menschen gut ist, wenn Geflüchtete jahrelang auf Parkplätzen in Wohncontainern ausharren müssen, liegt auf der Hand. Die dringend erforderliche Integration wird dadurch schwierig und enttäuschte Menschen werden eher zu den gefürchteten Gefährdern.
Auch eine neue Bundesregierung wird die Zuwanderung nicht sofort stoppen können, die Flüchtlingsthematik wird die Kommunen also noch über Jahre hinweg begleiten. Bereits in den Ankerzentren vorhandenen Menschen müssen ebenfalls noch verteilt werden.
Hinzu kommt, dass kleinteilige Unterbringungen in Dörfern, Märkten und Kleinstädten nur schwer zu überwachen und schwierig dauerhaft zu betreuen sind. Zentralere Unterbringungsmöglichkeiten bieten in der Regel eine gute fortlaufende Betreuung durch stationäres Personal. Dies ist wichtig, damit Menschen mit psychischen Problemen schneller identifiziert werden können.
Dazu braucht es geeignete Liegenschaften in dezentraler Lage, die aber dennoch über öffentliche Verkehrsmittel angebunden sind. Die sind sehr selten, aber sie gibt es immer wieder.
Der Landkreis Straubing-Bogen hat mit dem ehemaligen Kloster Kostenz ein solches Objekt, das auch zur Verfügung stehen würde. Kloster Kostenz könnte sofort bis zu 350 Geflüchtete aufnehmen. Damit müssten in den Gemeinden des Landkreises Straubing-Bogen auf Jahre hinaus keine weiteren Flüchtlinge untergebracht werden.
„Nach längeren Verhandlungen mit der Regierung von Niederbayern unter Beteiligung des Landrates stand die Anmietung durch die Regierung von Niederbayern 2023 bereits weitgehend fest, Verträge waren unterschriftsreif vorbereitet“ so Udo Kiermeier von der Kiermeier Unternehmensgruppe aus Straubing die Miteigentümerin von Kloster Kostenz ist.
„Wir hatten damals ein Pilotprojekt mit den zuständigen Behörden besprochen, mit Integrations- und Sprachkursen im Haus, Betreuung rund um die Uhr und Integration in den Arbeitsmarkt der Tourismusregion Bayerischer Wald. Nach unserer Kenntnis ist das letztlich aufgrund der mangelnden Unterstützung von Landrat Laumer gestoppt worden. Für uns war das völlig unverständlich, da sogar das Innenministerium nach unserem Kenntnisstand der Unterbringung bereits zugestimmt hat. Die am nächsten liegende Gemeinde Sankt Englmar unterstützt das Projekt, da dadurch Geflüchtete aus Sankt Englmar nach Kostenz gehen könnten. Lediglich der Bürgermeister von Schwarzach war gegen das Projekt da er befürchtet hat, dass dann einzelne Geflüchtete mit dem Bus nach Schwarzach fahren könnten.“ So Udo Kiermeier
In Kloster Kostenz ist eine menschenwürdige Unterbringung mit Modellcharakter möglich. Tagungs- und Schulungsräume ermöglichen beispielsweise Sprachkurse und Therapien direkt vor Ort. Kloster Kostenz liegt in Alleinlage, ist jedoch über ÖPNV an Straubing und Viechtach angeschlossen. Eine Einbindung in den Arbeitsmarkt der Umgebung ist insofern gut möglich. Neben verschiedenen Aufenthaltsräumen, einer eigenen Kindertagesstätte und diversen Klassenzimmern ist auch das entsprechend große Grundstück mit ausreichend Bewegungsmöglichkeiten vorhanden.
Die Eigentümer wären grundsätzlich immer noch bereit Kloster Kostenz zur Verfügung zu stellen. Nachdem fortgeschrittene Verhandlungen über eine andere Nutzung laufen, ist das Zeitfenster hierfür nicht mehr groß.
Text/Foto Josef Marterer